CD-Rezension: I bin so frei (Anita Horn)
Anita Horn: I bin so frei (ahorn music)
Liest man sich durch die Biographie von Anita Horn, ahnt man, dass sie eine Wanderin zwischen den Welten ist: Die gebürtige Waldviertlerin singt sich durch namhafte Jazzprojekte, ist aber ebenso im professionellen Schlagergeschäft tätig. Diesen Umstand hört man auch auf ihrem ersten Soloalbum "I bin so frei". Doch wer jetzt gleich platten Kommerz im Swing-Gewand denkt, der liegt falsch.
Lieder sowie Produktion balancieren zwar an der Grenze zum Schlager, bleiben aber stets niveauvoll und originell. Auch vorsichtige Ausflüge in Reggae und Rock werden gewagt, der Titelsong wartet hingegen sogar mit einem amtlichen Bigband-Arrangement auf. Die Kompositionen sind sehr gefällig, biegen jedoch auch immer wieder wohltuend überraschend ab. Auch handwerklich bietet das Album einiges - jedem Instrument hört man an, dass sich da Vollprofis in die Musik eingelebt haben. Dasselbe gilt für die abwechslungsreichen Arrangements.
Die Texte sind gut gemacht, drehen sich zumeist um die Liebe und kommen hin und wieder auch mit augenzwinkernder Selbstironie daher. Ihren Dialekt setzt Frau Horn sehr sparsam ein - was sicherlich zur Radiotauglichkeit, aber leider nicht zur Eigenständigkeit der Platte beiträgt. Fazit: Wer auf jazzigen Pop oder popigen Jazz steht und sich von einer aalglatten Produktion nicht abschrecken lässt (oder auch umgekehrt), der ist mit "I bin so frei" sicher gut beraten.
[err, Dezember 2012]