CD Rezension: Eikocht (ÖHA)
ÖHA - Eikocht
ÖHA bezeichnen sich selbst als „Projekt angewandter Vorstadt-Musikliteratur“. Die ausführliche Biographie auf der Homepage der Band ist beinahe ein Zeitdokument, reicht sie doch zu den Anfängen in den 70ern zurück. Dass die vier Vorstadt-Bewohner schon lange und quer durch viele Stile musizieren, ist aber auf ihrem aktuellen Album „Eikocht“ ohnehin nicht zu überhören. Dass es ihnen Spaß macht, auch nicht.
Denn der Longplayer kommt sehr facettenreich daher: Vom Wiener Lied bis zur Klavierballade, von Schrammelgitarren-Harmonie bis zu Disco-Anleihen und eigentümlich-eingängigen Bluesgrooves, alles wurde gnadenlos „eikocht“ zu einem deftigen Eintopf. Ebenso deftig ist der Wiener Slang, der als verbindendes Element allen Stücken einen bodenständigen und authentischen Charme verleiht.
Die Texte zeichnen zum größten Teil punktgenaue Karikaturen des Lebens in der Großstadtperipherie. Nichts und niemand ist vor ÖHA sicher, der Kleingartenbesitzer bekommt sein Fett ebenso ab wie der Partylöwe oder der Verehrer der Nagelstudio-Queen „Tschakelin“. Auch etwas brandaktuelle Kapitalismuskritik darf natürlich nicht fehlen. Hie und da blitzt eine eigentümliche Auffassung von Romantik durch, da wird etwa schon mal ein plattgefahrener Vogel besungen. Leider sind nicht alle Texte am selben Niveau – allerdings ist die Latte, die sich die Gruppe mit ihren stärksten Liedern legt, eine sehr hohe.
Alles in allem ist „Eikocht“ ein sehr gelungenes Album mit hohem Ohrwurm-Faktor. ÖHA transportieren die Österreichische Dialektmusik gekonnt und abwechslungsreich in die Neuzeit. Manche Stücke sind gut, andere schlichtweg genial.
Erwin Reisinger, Graz im November 2011