CD-Rezension: Lustig is woanders (ÖHA)
ÖHA - Lustig is woanders
Mit „Lustig is woanders“ feierten die Alt-Austrorocker von ÖHA nach jahrzentelanger Abwesenheit ihr Comeback. Auf dem Album huldigt die Band mal mehr, mal weniger prägnant ihren Blues-Wurzeln – aber keine Angst, sie gleiten dabei nicht in Klischees ab. Das Album ist musikalisch erfrischend und handwerklich solide. Einzig der Gesang wirkt bei einigen Ausreißern nicht allzu überzeugt und daher auch wenig überzeugend. Stellenweise ist er auch schwer verständlich, zumindest für nicht gut Eingehörte.
Laut Eigendefinition machen ÖHA Musik für „desillusionisierte Alltags-Romantiker“. Das trifft die Sache recht gut, die Texte sind oft bissig, manchmal melancholisch, aber immer urig. Inhaltlich dreht sich alles um den Alltag in der (Vor)stadt. Dieser ist mitunter „spannend wie a Briefmarkenverein“, besonders in der „Lebensmittenkrise“ und umso mehr, wenn man „neger“ (auf Deutsch: pleite) ist. Auch das falcoeske Spiel mit der aufgesetzten Dekadenz kommt gekonnt zum Einsatz, wenn es darum geht, die Party-Society aufs Korn zu nehmen. „Die Beatles von Ottakring“ gewährt einen sehr persönlichen Rückblick auf die Bandgeschichte, das nachdenkliche „Wurzeln“ rundet als letztes Stück das Album gut ab.
Auch wenn hie und da ein bisserl mehr drinnen gewesen wäre – etwa beim Gesang oder beim Arrangement – ist „Lustig is woanders“ ein gutes Album. Und der Albumtitel zum Glück nicht Programm.
Erwin Reisinger, Graz im November 2011